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Aus der Geschichte eines alten Anspannergutes in Windischleuba

In den 60 und 70er Jahren wurden viele Umgebindehäuser und Fachwerkhäuser durch Modernisierung in ihrer gesamten Ansicht verändert. Gebäude in den einzelnen Höfen wurden abgerissen und leider auch ganze Bauernhäuser. Somit veränderte sich der alte Ortskern, der viele Jahrhunderte lang das Dorfbild Windischleubas prägte. Nun möchte ich Ihnen einiges vom Anspannergut Luckaer Str. 21 mitteilen. Laut Plan von 1800 ist es die Nr. 65. Um 1850 bekam es die Nr. 2. 1528 wird das Gut erwähnt. 1544 wird Nicol Rank als Eigentümer genannt. Er hat es von seinen Stiefkindern erkauft. Außerdem besitzt er einen halben Acker Wiese und hat einen Acker von Brosius Heinicke in Bourgishain erkauft (Quelle: Kuno Apel) 1548 ist das Pferdegut dem Georgenstift zu Altenburg lehns- und zinspflichtig. 1556/57 besaß Urban Rank laut Amtssteuerrechnung eine Kuh, vier einjährige Kälber und ein zweijähriges Kalb. Auf dem Gut gab es einen Knecht, eine Magd und einen Hausgenossen. Am 18. Juni 1615 kaufte Peter Rank seines Vaters Gut. 1627 ist Peter Hinks Eigentümer (unterschiedliche Schreibweise: Hinks, Hengks, Hengst, Hingst, Henkß). Am 1. Dezember 1633 wurde er Hanns Hinks genannt. Er war der Sohn des Obigen. Peter Hinks zu Windischleuba starb vor etlichen Wochen. Sein Sohn Hanns erhielt das väterliche Gut und wurde mit 2 Acker Wiese, an der Pleiße und der Katzenmühle gelegen, belehnt. Hanns Hinks, Bauern- und Pferdegutbesitzer, bewohnte sein Haus, Hof und Garten selbst. Er besaß 16 Acker Feld, 7 ½ Acker hinter seinem Garten, einen Acker am Rasephaser Weg neben dem Pfarrfeld, sechs Acker zu Kalthausen am Rositzer Weg, ½ Acker am Laubberge und neben dem Katzenbach, einen Acker am Laubberge neben dem Kornschreiber, einen Acker Wiese an der Pleiße nach Remsa neben Martin Heinicke. Er zinste dem Stift 8 Gulden und 8 Groschen, dem Amt 6 Gulden und 8 Groschen Frohngeld, dem Rittergut h. T. 14 Groschen, der Kirche Windischleuba 6 Groschen. Er zahlte 6 Groschen Hufengeld, lehnte dem Amt und Stift, außer 2 Acker dem Pfarrer. Er verkauft 6 Acker Holz und Wiese zu Gerstenberg, sowie 1 Acker Feld an Jacob Blume. Am 16. Februar 1675 übernahm Brosius Hinkst das väterliche Anspanngut und wurde mit zwei Ackern Wiese belehnt. Er hat zwei Pferde. Das Gut bestand im Sitz, Garten, Hufen und Acker Feld, Acker Wiese, Acker Gehölze. Zwei Acker Feld und Wiese sind dem Rittergut h. T. lehnspflichtig, das Wohnhaus ist 400 Gulden wert. Am 1. März 1727 übernahm Brosius Hinkst jun. (Ambrosius) zu Windischleuba das Anspanngut seines Vaters sen. Es war ein Zweispännergut. Außerdem ist er Amtsrichter und Kirchvater gewesen. Am 19. Juli 1755 hatte Ambrosius Hinkst das Gut verkauft. 1762 bat Ambrosius Hinkst um „Befreiung vom Amt“ lt. Gerichtsbuch. Am 16. Juni1772 hatten Christina Hinkst, die Witwe des verstorbenen A. Hinkst zu Windischleuba und die Töchter Eva und Sophie die Gesamtlehen über zwei Acker Wiese seitens Windischleuba h. T. erhalten. Christina Hinkst, die Witwe, hatte 1772 ihren Töchtern Eva und Sophie das väterliche Gut (Sächs. Amtslehn) für 2110 fl. käuflich überlassen. Am 31. Dezember1773 verkauften die Geschwister Eva und Sophie ihr in Lehn erhaltenes Anspannergut an Gottfried Mehnert (Meynert, Meinert), ihrem Stiefvater, mit allem Zubehör für 3280 Gulden aus vielerlei Gründen und Ursachen. Gottfried Mehnert wurde mit 2 Acker Feld belehnt. Lt. Brandkataster 1799 betrug der Wert Gottfried Mehnerts Gebäude: Wohnhaus 150 Taler, Torhaus 25 Taler, Seitengebäude 25 Taler und Scheune 125 Taler. 1785 hatte Gottfried Meinert auf seine Kosten die Mauer zwischen Kirchhof und seinem Grundstück erbaut, die er im baulichem Zustand erhalten will. (Der Autorin liegt eine Übersichtskarte vom Jahre 1803 über die Besitzung von Gottfried Mehnert unmittelbar am Kirchhof vor). 1815 kaufte Gottfried Meyner das Wohnhaus gegenüber mit Stall, Schuppen und Garten von Gottfried Donath für 250 Gulden. Es ist das jetzige Grundstück Opitz/Breiting. Dieses Grundstück wurde aber 1862 in Nr. 55a (Opitz) und Nr. 55b (Breiting). Am 1. Juli 1825 war Gottfried Meyner(t) 46 Jahre Amtsrichter und 76 Jahre alt. Er hatte sein Gut an seinen jüngsten Sohn Johannes Meyner für 3400 Mfl verkauft und übergeben. Er wurde ebenfalls mit dem Wiesengrund Rittergut h.T. belehnt. 1826 war die Ehefrau von G. Mehnert verstorben. Sie war 62 Jahre alt. 1827 war Gottfried Mehnert gestorben. 1829 heiratete Johann Meyner, lediger Bauer und Anspanner, die Anna Misselwitz. 1830 wurde das Gut mit einem Wert von 3400 Gulden angegeben. Es war nach den beiden Rittergütern das größte Gut in Windischleuba. 1837 ist Johann Meyner Amtsrichter gewesen. 1844 wurde von der Sächsischen Eisenbahn 5/8 Acker von Johann Meyner übernommen und darauf ein kleines Stationshaus gebaut. 1852 kauft Johann Adelbert Meyner das gegenüberliegende Gut von den Erben Gottfried Herrmann für 3200 Gulden. Ihm stand das Nutzrecht bis 21. 12. 1864 oder bis zu seinem Tode zu. (Es ist das Gut der späteren Fleischerei Posern). 1865 heiratete Johann Adelbert Meyner die Emilie Schellenberg aus Rodameuschel, die Tochter eines Anspanners. 1875 führte Johann Adelbert Meyner einen Wohnungsumbau durch. Im selben Jahr gab Johann Meyner sen. sein Amt als Kirchvater ab, dass er seit 1841 in treuer Pflichtverwaltung hatte.

Gabriele Prechtl